In dieser Woche stellen wir eines der Gründungsmitglieder vor, dass sich für ein Gespräch überreden ließ. Kennt Ihr Herbert Kirch?
- Herbert, du bist echter Raerener?
Nein, ich bin echter Walhorner. Ich bin dort damals zur Schule gegangen. Anschließend habe ich in der Nadelfabrik gearbeitet – die ist mittlerweile zu. Dann war ich Soldat. Danach habe ich 12 Jahre in der Molkerei gearbeitet. Zwischenzeitlich habe ich dann in Raeren geheiratet. Nächstes Jahr habe ich schon Goldhochzeit. Die Zeit vergeht schnell!
- Du bist Gründungsmitglied. Wie kam es damals zur Gründung des Vereins?
Wir waren damals nicht so zahlreich. Da waren Kurt Emontspool, Edgar Krieger und noch ein, zwei andere. Wir hatten entschieden einen Verein zu kreieren. Die erste Versammlung haben wir hinten in der Sporthalle abgehalten. Wir haben sofort eine Interclub-Mannschaft gegründet und gespielt. Im Laufe der Jahre kamen immer mehr Leute und Mitglieder hinzu. Wir fingen mit zwei Plätzen an – den heutigen Plätzen eins und zwei. Die lagen damals in die andere Richtung. Danach kamen weitere Plätze hinzu.
- Warum ein Tennisverein?
Ich habe damals schon in Eupen Tennis gespielt. Es gab damals “Charlies Team” vom Präsidenten Charlie Bourseaux vom Kabelwerk. Das war wie ein Verein innerhalb des Eupener Vereins. Dort habe ich 10 Jahre gespielt.
- Ihr wart damals zu 5 oder 6. Heute haben wir knapp 500 Mitglieder.
Ja, wir konnten uns damals vor Mitgliedern nicht mehr retten. Es kamen viele Deutsche rüber. Damals gab es auch in Deutschland noch nicht viele Plätze, die sind damals alle aus dem Boden gestampft worden.
- Im Dorf hörte man früher hin und wieder, der TC Raeren wäre vor allem ein deutscher Klub. Was sagst du dazu?
Ja, man hat häufig davon gesprochen. Ich habe auch vor kurzem noch mit Mitgliedern, die oft hier sind, darüber gesprochen. Früher, als wir 400 Mitglieder hatten, waren davon rund 300 Deutsche. Das war früher so. Heute sind wir knapp 500 Mitglieder. Ich glaube es sind jetzt gleich viele Deutsche und Belgier. Aber früher waren im Verein immer mehr Deutsche als Belgier. Raeren ist kein großes Dorf, aus dem viele Mitglieder kommen könnten, und ohne unsere Nachbarn hätten wir die heutige Halle und Infrastruktur nicht.
- Bei der Gründung hattet ihr sicherlich Vorstellungen, was aus dem Club irgendwann werden soll. Ist die Entwicklung so gelaufen, wie ihr euch das damals vorgestellt habt?
Kurt Emontspool und Reinhold Baguette waren damals die Planer. Wenn die beiden nicht gewesen wären, wäre heute keine Halle da. Ich habe mir keine großen Gedanken gemacht über die Entwicklung. Aber ich kann nichts negatives erkennen und meiner Meinung nach hat sich der Verein gut entwickelt. Wir bekamen immer mehr Mitglieder. Dafür brauchten wir früher oder später auch eine andere Infrastruktur. Aber wie der Verein heute dasteht, das ist für mich sehr positiv.
- Wie ist die Stimmung heute im Vergleich zu früher?
Ich glaube die Stimmung damals war besser. Einer der Gründe ist, dass heute alles teurer geworden ist. Heute überlegt man sich eher, ob man eine Runde gibt. Ich glaube auch, dass es mehr Spaß innerhalb der Mannschaften gab. Damals wurde auch das ein oder andere Bier mehr getrunken als heute.
- Was hältst du von der heutigen Jugend?
Die ist sehr gut. Wir haben auch gut ausgebildete Trainer. Ich habe damals selbst Training gegeben während 7 Jahren. Aber die Jugend hat sich sehr gut entwickelt.
- Spielst du selber noch?
Nein, jetzt wird nur noch Skat gespielt.
- Du hast selber Fußball gespielt. Bist du auch noch beim Fußball aktiv?
Nein, ich spiele heute nicht mehr. Ich habe damals 40 Jahre in der ersten Mannschaft gespielt. Zuerst bei AS Eupen, dann Sourbrodt, dann bin ich hierher gekommen und habe geheiratet. Dann habe ich zwei Jahre hier gespielt und anschließend in St. Vith. Dann war ich noch kurz Spielertrainer in Büllingen und dann war ich wieder hier in Raeren aktiv. Mein letztes Spiel war gegen Sourbrodt, das war ein schöner Abschluss. Hier habe ich danach dann noch in der Reservemannschaft gespielt.
- TC Raeren und RFC Raeren sind zwei große Vereinen im Dorf, in denen du aktiv warst. In beiden Vereinen wie man hört mangelt es an Ehrenamtlichen. Wie war das damals?
Damals liefen die Leute einem die Bude ein, um zu helfen. Das ist heute immer schwieriger. Wenn man gute Leute hat, dann muss man gucken, dass man die behält. Wie man die hält, das weiß ich nicht. Vielleicht etwas Kuchen um den Mund schmieren. Aber das ist schwierig. Heute macht auch keiner mehr was umsonst. Ich bekam damals zum Beispiel als Fußballtrainer 500 Franken. Dann kamen die Ausfahrten. Nach zwei Ausfahrten waren die 500 Franken Weg. Wenn gewonnen wurde, hat der Trainer eins ausgegeben. Damals waren die Getränke auch nicht so teuer, heute tut die Runde weh.
- Wo wir von einer Runde zu sprechen kommen, was trinkst du denn am liebsten beim Willy?
Heute Kaffee. Auch mal ein Bierchen.
- Heute ist das Interclub-Getränk häufig Blanche. Was habt ihr damals getrunken?
Normales Bier. Aber das war früher. Ich habe hier erst angefangen, da war ich 40 Jahre alt. Das ist gut gegangen, ich habe 20 Jahre gut mitgehalten auf dem Platz. Aber mit der Zeit wurde man langsamer. Damals haben wir hier sehr viel Spaß gehabt. Auch wenn wir zum Gegner fuhren und die mich kommen sahen, da hieß es häufig “Oh, Herbert arrive!”. Wir hatten Spaß mit den Wälschen. Ich war damals auch oft Kapitän. Ich habe immer gesagt, “ob verloren oder gewonnen, wir trinken noch eins mit den Gegnern”. Dann sind wir geblieben und dann wurde gut eins getrunken. Da sind einige gute Geschichten passiert.
- Wo seid ihr denn am liebsten hingefahren?
In der Eifel hatten wir immer Spaß, Bütgenbach oder St. Vith. Da haben wir Interclub und Turniere gespielt. Auch Malmedy, Herve oder Welkenraedt waren immer gut. Wenn diejenigen, die auch damals gespielt haben, heute nach Raeren kommen, dann kommen die zu mir und sagen “Herbert, tu me connais encore?”. Da wurde immer eins getrunken mit den Jungs.
Heute kann man aber auch nicht mehr saufen. Wenn du eine Runde bestellt hattest, kam die nächste. Heute macht man das nicht mehr. Jetzt muss man eher mit Cola und Kaffee kommen.
- Du sprachst von Turnieren. Hast du früher lieber Einzel oder Doppel gespielt?
Ich war kein besonderer Doppelspieler. Ich spielte lieber Einzel.
- Und wenn du Doppel gespielt hast, mit wem am liebsten?
Immer mit einem, der besser war als ich. Ich war nicht besonders gut am Netz. Ich konnte aber gut laufen und holte viele Bälle. Aber am Netz war ich nicht so gut.
- Was war deine höchste Klassierung?
Ich war ein Jahr B-Spieler. Das war aber zu hoch. Ich habe mit 40 angefangen und mit 47 war ich B-Spieler. Bis voriges Jahr war ich noch 30.0. Jetzt habe ich aufgehört.
- Wer war dein Lieblingsspieler?
Heute ganz klar Federer. Früher guckte ich gerne Boris zu. Der war ein Idol, das muss man sagen. Ich nenne jetzt die Kanonen, aber die spielen super. Auch Goffin spielt heute sehr gut. Ich habe auch einige spiele in Lüttich gesehen, wie die Rochus Brüder oder Darcis.
- Was war dein bester Schlag?
Meine Rückhand war gut. Ich hatte einen fiesen Slice drin. Ich konnte auch einen guten Stop setzen.
- Wenn der Ball leicht die Linie berührt, gibst du ihn immer gut?
Wenn ich mein das er gut wäre, gebe ich ihn gut. Wenn ich meine, dass er aus wäre, dann ist er eben aus.
- Was sollte der Verein in den kommenden Jahren verbessern oder beibehalten?
Auf jedenfall die Jugend fördern. Das ist am wichtigsten. Auch die ersten Mannschaften sollten so hoch wie möglich spielen. Bei den Damen zum Beispiel ist das der Fall.
- Was sollte als nächstes bei der Infrastruktur passieren?
Seit Jahren schwebt mir eine Terrasse nach vorne vor. Das wäre das schönste, wenn es die Finanzen zulassen. Aber die Infrastruktur ist super.
Vielen Dank für das Gespräch